Mir ist langweilig - was nun?
Die Langeweile begegnet uns mit Kindern immer wieder. Was bedeutet es für ein Kind, wenn es sagt, „Mir ist langweilig“? Vielleicht gibt es gerade keine Unterhaltung von Aussen, das Kind ist über- oder unterfordert oder es möchte in Beziehung kommen. Wie wollen wir mit der Langeweile umgehen?
Langeweile schnell beheben wollen
Wir Erwachsenen tendieren in unserer schnellen Welt dazu, dem Kind dann Vorschläge zu machen, was es alles machen könnte. Oft kommt dann zu fast allem ein „Nein, will ich nicht.“ zurück. - So meine Erfahrung. Wahrscheinlich geht es uns so, weil wir selbst ja auch kaum noch Langeweile kennen. Mal nichts tun und warten bis einem was einfällt, ohne zum Handy oder sonst etwas zu greifen? Ich finde das selbst auch schwierig und muss mich dann ganz bewusst der Herausforderung Langeweile stellen.
Langeweile aushalten und Kreativität entwickeln
Dabei ist die Langeweile etwas so Wertvolles. Zeit haben, sich was ausdenken und einfach sein. Und plötzlich kommt eine Idee. Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass wir den Kindern mitgeben, dass es auch okay ist, sich mal zu langweilen, ohne zu meinen, dass dieses Gefühl sofort behoben werden soll. Wie könnten wir also ohne den Tätigkeitsvorschlägen mit Langeweile unserer Kinder umgehen?
Wir könnten dem Kind beispielsweise zeigen, dass wir es mit seiner Langeweile wahrnehmen und wir es begleiten, diese Langeweile auszuhalten und zu warten, bis vom Kind aus eine Idee kommt. Das könnte sich vielleicht so anhören: „Ja liebe xy, dir ist jetzt gerade langweilig. Wollen wir uns gemeinsam hinsetzen und warten bis die Langeweile uns was bringt?“ Oder auch: „Toll, Langeweile bringt grosse Schätze mit sich, wenn wir Geduld haben bis sie sich zeigen. - Lass uns mal warten, bis einer kommt.“
Lernen, auch mal Inne zu halten
In unserer Zeit, in der immer viel läuft, die Kinder Programm haben und auch Medien konsumieren, denk ich, ist es ein sehr schöne und wertvolle Fähigkeit, sich auch mal zu langweilen. Das Kind lernt in der Langeweile Geduld, Gelassenheit und auch, dass es aus sich selbst heraus auf Ideen kommt und nicht abhängig davon ist, was die Erwachsenen vorschlagen oder dass es digitale Medien braucht, um sich abzulenken. Also einerseits die Stärkung des Selbstbewusstseins und andererseits auch die Erfahrung, die Langeweile selbst auflösen zu können, ohne dass es etwas von Aussen braucht. Dies sind wichtige Erfahrungen auch im Hinblick auf späteren Konsum.
Langeweile als Kontaktaufnahme?
Wenn dein Kind immer wieder sagt, es sei ihm langweilig, lohnt es sich zu schauen um was es deinem Kind dabei geht. Möchte es Zuwendung von dir und hat gelernt, dass es „dich hat“ mit dieser Aussage? Oder hat es zu viele Spielsachen und Reize um sich und das Kind ist mit der Auswahl überfordert, es bleibt vielleicht zu wenig Raum, sich in ein Spiel zu vertiefen?
Aufforderungscharakter der Spielsachen
Die Art der Spielsachen tragen ebenfalls ihren Beitrag dazu bei, wie Kinder spielen und ob ihre Kreativität angeregt wird. Ein Puzzle beispielsweise ist etwas, dass eher einfältig als Puzzle bespielt werden kann. Das bedeutet nicht, dass ein Puzzle was Schlechtes ist, es ist einfach auf die Kreativität bezogen nicht besonders inspirierend. Hingegen Bauklötze oder einen Berg voller Nuschis (kleine Tücher), kann sehr vielfältig benutzt werden. Aus den Bauklötzen kann ein Turm entstehen, ein Bauernhof oder ein Weg durch die ganze Wohnung. Mit den Tüchern kann man sich verkleiden, es können Suppen gekocht oder was eingepackt werden. Es ist Material, das völlig offen genutzt werden kann und fördert dadurch die Kreativität.
Achte dich mal darauf, wie vielfältig eure Spielsachen und weiteres Material genutzt werden können und beobachte dein Kind wie es damit spielt. Siehst du Unterschiede?
Berichte mir gerne in einem Kommentar von deinen Erfahrungen.