Kinder selber machen lassen
Das Selbstvertrauen von Kindern wächst, wenn sie Möglichkeiten haben, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Sie erleben, dass sie etwas bewirken können, und durch die eigenen Fehler lernen sie am meisten.
Wir können den Kindern zwar sagen, dass das Messer scharf, das Feuer heiss und die Wiese rutschig ist - das nützt dem Kind einfach nicht so viel, denn es muss es selbst erleben und mit dem Körper spüren können.
Kontrolle loslassen und Vertrauen
Dies bedingt, dass wir als Eltern leichte Verletzungen auch mal in Kauf nehmen und nicht alle verhindern wollen, indem wir das Kind nicht selber machen lassen oder wenn wir es immer sichern beim klettern beispielsweise. Damit die möglicherweise eintretenden Verletzungen ungefährlich sind, schaffen wir gute Voraussetzungen und geben Regeln als Rahmen vor.
Gute Voraussetzungen, die die eigenen Erfahrungen ermöglichen
Gesehen und gestärkt werden
Kinder möchten aus intrinsischer Motivation gerne vieles selber machen, aber manchmal zögern sie auch. Das zeigt sich je nach Charakter sehr unterschiedlich. Teile deinem Kind mit, dass du siehst was es macht und anerkenne es dafür. Kommentiere was es macht, dies stärkt dein Kind für zukünftige ähnliche Situationen, es fühlt sich von dir getragen und unterstützt. Genaue Aussagen darüber, was das Kind macht und was du beobachtest, sind viel wertvoller für dein Kind als ein allgemeines „Bravo“ oder „Super“. In Situationen, in denen dein Kind zögert, akzeptiere, wenn es die Rutsche noch nicht runter will und anerkenne die Einschätzung deines Kindes. Stärke dein Kind, aber dränge es nicht.
Bewegungsfreiheit
Sind die Kleider bequem? Dies ist ein wichtiger Faktor, damit dein Kind Bewegungsfreiheit hat und entsprechend keine Einschränkungen beim Klettern oder anderen Bewegungen spürt. Achte dich darauf, dass der Stoff weich und dehnbar ist oder bei einem festen Stoff sollte der Schnitt locker sein. „Könnte ich Sport machen in solchen Hosen?“ Kannst du dir als Leitplanke nehmen bei zukünftigen Kleidereinkäufen für dein Kind. Denn der Spielplatz ist für die Bewegung gemacht, er ist quasi der Sportplatz der Kinder.
Sicherheitsregeln, wo notwendig
Natürlich müssen wir trotzdem für die Sicherheit sorgen. Es gibt Bereiche, in denen die Kinder einfach mal loslegen können und es kann nichts gefährliches passieren. Und es gibt Orte, Werkzeuge oder Materialien, die eine Einführung und Regeln brauchen. Es gibt beispielsweise Verhaltensregeln zu Seilen, Feuer, Messer oder Steinen. Mit den Sicherheitsregeln geben wir einen Rahmen vor und innerhalb dieses Rahmens können die Kinder ihre Erfahrungen sammeln.
Beispiel Gemüse und Früchte selber schneiden
Beim Kochen helfen gibt es viele positive Effekte auf verschiedenen Ebenen. Auf der einen Seite ist da der Bezug zu den Nahrungsmitteln und das Verständnis fürs Kochen, auf der anderen Seite die motorischen Fertigkeiten wie das Umschütten, das Schälen und das Schneiden. Beim Schneiden gilt es einiges zu beachten.
Verletzungsgefahr ist gering
Meiner Erfahrung nach ist die Verletzungsgefahr beim Rüsten gering, wobei ein kleiner Schnitt mit dem Messer möglich ist, jedoch nicht weiter schlimm. Seit Jahren lasse ich Kindergartenkinder unter diesen Bedingungen schneiden und es kamen nur ab und zu kleine Schnittwunden vor. Aber erstens wirklich nicht häufig und zweitens hat sich kein Kind einen tieferen Schnitt zugezogen. Dieses Beispiel ist auf jüngere Kinder bezogen. Meine Tochter habe ich mit 2 Jahren bereits auf diese Art und Weise schneiden lassen. Bei älteren Kindern kann man die Regeln natürlich anpassen.
Buttermesser macht kein Spass und rutscht schnell ab
Mit einem stumpfen Buttermesser lässt sich nicht gut Gemüse schneiden, das Kind rutscht ab und hat kein positives Erlebnis, weil es nicht funktioniert. Daher macht es Sinn, das Kind mit einem normalen, gezackten und scharfem Rüstmesser schneiden zu lassen. Für die erste Erfahrungen eignen sich die, die vorne rund sind. Und als Unterlage empfehle ich ein grosses Holzbrett, die aus Plastik oder Glas sind zu rutschig und wenn es gross ist, hat das Kind eine gute Arbeitsfläche.
Um das Schneiden zu lernen, kann man als Regel aufstellen, immer nur sitzend und von oben nach unten zu schneiden. Mit der anderen Hand kann das Kind beim festhalten ein „Tunnel“ bilden mit den Fingern, wo das Messer hindurch geht. So sind die Finger gut positioniert für das schneiden und sie können nicht versehentlich in die „Schneidebahn“ kommen.
Material
scharfes, gezacktes Rüstmesser, vorne abgerundet
holziges, grosses Schneidebrett
Regeln
das Messer nur sitzend in der Hand haben
von oben nach unten schneiden
Gemüse / Frucht mit „Tunnelgriff“ halten
Für Schneidanfänger eignen sich längliche, weiche Gemüse und Fürchte wie Bananen, Zuchetti oder Gurken. Bei Äpfeln, Nektarinen oder Peperoni kann es helfen den Kindern das erste mal eine Schritt für Schritt Einleitung zu geben, wie es gut geht. So können sie sich daran orientieren.
Und das Naschen während dem Zubereiten macht natürlich Spass!
So sammeln sie Erfahrungen im Alltag, erleben sich als kompetent und ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt.
Schau bei dir hin! Wo lässt du Freiraum für eigene Erfahrungen,
in welchen Situationen ist dir hingegen eher unwohl?
Dieses Beispiel des Schneidens ist auf viele andere Situationen im Alltag übertragbar, die Kinder können lernen ein Zündholz anzuzünden, sich auf schwierigerem Terrain zu bewegen oder zu klettern.
Was beobachtest du zum Thema selber machen wollen bei deinem Kind? Wo spürst du Widerstände bei dir, die du womöglich ablegen darfst? Wo gibst du bewusst Freiraum?