Wie wichtig die Rolle des Lernbegleiters ist

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Wie ich als Erwachsene beim Skifahren lernen erleben konnte, wie wichtig ein Lernbegleiter sein kann.

Ich war über 30 Jahre alt, als ich über meinen Schatten gesprungen bin und begann, Ski zu fahren. Zuvor war ich seit meiner Kindheit immer auf der Schlittelpiste zu finden. Nun hatte ich meine Freunde im Rücken, die mich bestärkten, es zu versuchen in gemeinsamen Bergferien. Sie benötigten einiges an Überzeugungsarbeit, doch schliesslich stand ich dann mit gemieteten Skiern und einem Skilehrer beim „Babyhügel“ und machte meine ersten Versuche beim Zauberteppich. Auf dem eher flachen Terrain ging es schnell relativ gut. Doch ich hatte eine grosse Angst und Unsicherheit in mir. Sobald es ein bisschen schneller wurde, verkrampfte ich mich im ganzen Körper. Trotzdem nahm mich der Skilehrer schnell auf die richtige, einfache Piste. Mir klopfte das Herz und ich musste meinen Mut zusammen nehmen. Da ich aber wusste, mein Lehrer ist dabei, ging es. Er versicherte mir, dass ich das könne und ich vertraute auf seine Erfahrung. Die ersten Tage waren etwas holprig und angespannt.

Doch bereits als ich einige Wochen später nochmals da war, fühlte ich mich schon sicherer. Wir übten, und ich machte mit meinem Skilehrer mehrere Abfahrten. Er war immer in meiner Nähe und sprach mit mir, erklärte mir bei schwierigeren Passagen weshalb sie schwierig für mich sind (schräge Hanglage beispielsweise) und wie ich dem mit Vorausblick und Technik begegnen konnte. Er wiederholte immer die gleichen Worte „Ski parallel nehmen“ und bestärkte mich sehr sobald es annährend klappte und betonte, was ich schon gut machte.

Geduldiger Support

Des öfteren stoppte ich, weil ich mich nicht traute und Angst hatte, eine Kurve zu machen und der Lehrer begleitete mich mit einer beeindruckenden Geduld und bestärkte mich immer wieder aufs Neue.

Mit der Zeit fuhr er auch mal etwas voraus und ich sollte zuerst zuschauen und dann nachfahren. Manchmal stand ich dann vor dem Hang und dachte wieder „ich kann es nicht, ich trau mich nicht, ich hab Angst.“ Er winkte mir von unten zu, rief meinen Namen und wartete. Ich wusste, er traut es mir zu - das hat mir viel Mut gegeben. Gemeinsam mit ihm habe ich dann viele Erfolgserlebnisse gehabt und es machte mir sogar Spass! Ich freute mich an meinen Fortschritten und darüber, dass ich es gewagt habe.

Ohne Lehrer ging es nicht

Als ich dann nach der Unterrichtsstunde nochmals alleine losging, um das Gelernte zu festigen kam die Enttäuschung. Denn ich musste merken, ohne Lehrer traute ich mich nicht mehr. Ängstlich fuhr, oder besser gesagt rutschte ich langsam die Piste hinunter.

Für mich war das wirklich ein beeindruckendes Erlebnis, wie bedeutungsvoll ein Lehrer sein kann. Ich habe mir aus dieser Erfahrung heraus viel mitnehmen können für meine Arbeit als Kindergärtnerin wie auch meine Rolle als Mutter. Denn auch Zuhause als Eltern begleiten wir unsere Kinder beim Lernen von allerlei Dingen. Wir sind Lernbegleiter, Coaches, Mentoren und Vorbilder - Und die Bedeutung dieser Rolle ist so wichtig!

Unterstützende Lernfaktoren

Was hat dazu beigetragen, dass ich mich wohl gefühlt habe mit dem Skilehrer und ich meine Angst in seinem Beisein überwinden konnte? Ich habe ihn als Experten angenommen und habe ihm deshalb vertraut. Er war sehr nett und verständnisvoll, war mir zugewandt, konzentriert und präsent. Ausserdem war er geduldig wenn ich zögerte, er hat mir gut zugesprochen und hat mich nach den ersten Fortschritten auch mal herausgefordert indem er voraus ging und ich nach „musste“. Ich würde sagen, er hat sehr gut gemerkt, wann ich was brauchte und schaffte es mit seiner individuellen Begleitung, dass ich mir mehr und mehr zutraute.

Die innere Stimme

Schliesslich konnte ich dann nach einer weiteren Unterrichtsstunde meine innere Hürde überwinden. Ich verstand, dass es vorwiegend ein mentales Problem war. - Und ich es ja eigentlich konnte. Ich habe dann in einem weiteren Versuch als ich alleine loszog versucht, die Stimme des Lehrers “mitzunehmen”. So hatte ich seinen Support gedanklich dabei und das hat mir sehr geholfen.

Es war eine wunderbare Erfahrung, aus der ich über das Skifahren hinaus sehr viel mitnehmen konnte. Seither gehe ich mit Kindern bei Ängsten und zögerndem Verhalten beim Klettern, im Wald und auch bei Blockaden im kognitivem Lernen noch bewusster um.

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